Dienstag, 22. Oktober 2013

Vom Sterben, Töten und Überleben




Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll weil meine letzten Tage voller Höhen und Tiefen war.
Und da ich keinen von euch und auch mich selber nicht beunruhigen wollte, schreibe ich jetzt erst wieder an euch!
Alles begann mit der Beerdigung des Neffen meiner Arbeitskollegin, der an Hepatitis verstorben war.
Vorletzte Woche Montag war die Trauerfeier welche sich hier zu Lande natürlich etwas anders gestaltet als bei uns in Deutschland…
Alle Menschen, die in irgendeiner Weise was mit dem verstorbenen zu tun gehabt haben kommen zu Hause vorbei, sitzen und weinen, dann gibt es essen, eine Messe und dann wird dem Verstorbenen der letzte Respekt ausgesprochen in dem man am offenen Sarg vorbeilauft und ein paar Worte spricht oder auch schweigt. Bei dieser Veranstaltung waren um die 200 Menschen- es können aber sicherlich auch das Doppelte oder Dreifache sein. Die halbe Belegschaft des Mtoni-centers war dort obwohl ihn glaub keiner persönlich kannte. Es ist also eine Sache der Unterstützung der Hinterbliebenen  aber mit Sicherheit auch das Essen, welches dort angeboten wird.
Die Möbel zum Sitzen werden nach draußen geräumt wo dann die Männer sitzen und drinnen werden Matten auf den Boden gelegt und dort verweilten dann die Frauen. So eine Trauerfeier kann über Tage gehen, je nach dem wann der Leichnam beerdigt wird. Da Verwandte und Freunde in dieser Zeit im Haus bleiben- also dort auch schlafen und essen kann so etwas ziemlich ins Geld gehen.
Ich habe also hunderten Menschen die Hand geschüttelt und dann natürlich vorm essen nur Wasser zum Hände waschen bekommen. Da das Besteck hier die rechte Hand ist und mein Körper an die lokalen rumschwirrenden Bakterien nicht gewöhnt ist musste ja irgendwas kommen. Vielleicht war es auch das Essen oder auch einfach so etwas, was ich mir eingefangen hab. Nunja- ich habe also die Tage darauf auf sehr unangenehme Weise viel Flüssigkeit verloren. Erst ging‘s noch und ich war sogar noch auf der „Tag der deutschen Einheitsparty“ in der Residence des Botschafters (den es zurzeit nur irgendwie nicht gibt). Eine sehr dekadente Party wie ihr auf den Bildern entdecken könnt! Das war echt abgedreht so eine luxuriöse Party zu besuchen. Wie ich finde auch mega übertrieben und unpassend. Was sollen die Kellner denken wenn sie nach Hause zu ihren Familien gehen?
Nun gut, das deutsche Freibier und den Minidöner hab ich schon ein wenig gefeiert- weil der Döner ja auch ganz typisch deutsche Kost ist- haha!
Die nächsten Tage ging‘s dann richtig ab in meinem Körper und ich wurde obwohl ich Elektrolyte, Kohletabletten, und ca. 4 Liter Tee am Tag getrunken hab immer schwächer und irgendwann fand ich mich nach einem Schwindelanfall im Liegen auf dem Küchenboden wieder. Hab dann im Liegen mit Johanna und Steffi im Wechsel telefoniert. Johanna ist gelernte Krankenschwester und wollte eigentlich sowieso vorbei später am Tag vorbei kommen um mir eine Infusion mit Kochsalzlösung zu legen.
Na dem Vorfall war ich allerdings nicht mehr so guter Dinge. Wenn man allein zu Hause ist, es keine Krankenwagen gibt, die man anrufen könnte, keiner ein Auto hat und man selbst nicht in der Lage ist länger als 2 Minuten auf den Beinen zu sein- ja, da bekam ich große Panik und hab zu Gott gebetet mich noch nicht zu holen.
Ich hatte wirklich richtig Angst!!
Johanna kam dann zusammen mit Mine mit dem Bus und wir sind zusammen mit dem Taxi in die Klinik gefahren. Dort wurde dann nochmal ein Malariatest gemacht. Labor und alles weitere hatte leider zu und ich sollte weiterhin Elektrolyte zu mir nehmen da mein Körper einfach zu geschwächt war. Und Leute: Ja, man soll viel trinken! Aber wie ich nun dort gesagt bekommen hab nicht nur Wasser weil man sonst die wenigen wichtigen Mineralien die man noch im Körper vorrätig hat auch noch rausschwemmt. Ich hab also angefangen Gemüsebrühe, Tee, Wasser und Elektrolyte im Wechsel zu trinken und Kartoffeln mit Möhrenbrei zu mampfen. Sonntag war die Klinik zu, und Montag war Feiertag. Dienstag gings mir etwas besser und dann war ich auch so ziemlich übern Berg. Ich hatte also Überlebt. Ich hatte die ganze Woche bei der Arbeit frei (wo es übrigens immer noch nix neues interessantes zu erzählen gibt) und konnte mich somit gut schonen was auch nötig war, weil mein Körper, vor allem meine Beine absolut schwach waren. Ich war deswegen für nix zu gebrauchen war. Konnte also auch nicht meinen Sansibar-Trip in Angriff nehmen.
Eines Abends ging ich mit meiner Kartoffelsuppe aus der Küche in mein Zimmer und ihr könnt euch nicht vorstellen was für einen riesigen Schock ich hatte. Eine rieeesige schwarze Spinne krabbelte gerade an der Wand entlang hinter die Gardine. Ich hab ja schon Angst vor Spinnen wenn der Körper größer als eine Linse ist. Diese Spinne hatte einen Körperdurchmesser von 4cm oder so. Mit Beinen war sie so groß wie meine Hand! Nur schmaler :-D
(Die genaue Größe kann mir auch mein treuer Begleiter nicht mehr nennen ;-) )
Für mich war sie jedenfalls eindeutig zu monströs und somit Lebensbedrohlich!
Es herrschte also sofort ein großes Durcheinander. Ich rief Steffi, die nur leider auch Angst vor Spinnen hat und wir überlegten was nun zu tun ist. Aufgrund der Kakerlaken und Ameisenplage- von der hier keine befreit ist, hat man in jedem Haushalt so Sprühvernichtungswaffen gegen Ungeziefer. Ich also ganz mutig, bewaffnet mit der Dose auf die Spinne gesprüht. Problem war, dass es die Spinne herzlich wenig interessierte sondern sie einfach schnell weglief. Das Mistvieh konnte sogar springen!! Ok, dann bin ich völlig ausgerastet und innerhalb einer Sekunde filmreif auf einen Stuhl gesprungen weil wir sie beide nicht mehr sehen konnten.
Nach vielen Fragezeichen in unseren Köpfen erschien sie dann plötzlich an der Wand :-O Da die Schuhe in der Nähe von der Spinne waren musste ich mir was einfallen lassen und holte zwei Tetrapack-Pakete Milch aus der Küche. Wir haben also nochmal unser Gift aus der Dose auf die Spinne gehalten und als sie dann am Boden war hab ich sie mit den Milchtüten versucht kaputt zu werfen. Die erste ging natürlich daneben aber die zweite hat sie dann erwischt- puuuuh!!  Danach war mein Kreislauf auch mal wieder richtig schön in Fahrt :)
Ich hab doch eine Neuigkeit- ich werde mit Jasmin zusammen ein Theaterprojekt mit den Kindern durchführen. Mine ist total engagiert und mich hat etwas die Lust verlassen- ich hoffe das kommt bald wieder. Erzähle ich dann aber ein anderes Mal. Genau wie von meiner neuen Wohnung in die ich gestern eingezogen bin :)
Ich umarme euch!













Mittwoch, 2. Oktober 2013

Aus Fehlern lernt man!

Twaba- mein Lehrer beim Auftritt

Ich komme grade von meiner ersten Trommelstunde zurück. Hab FR Abend in meinem geliebten Cafe namens „Moccacity“ (dort hat man free WIFI) gesessen und einer Livetrommelband gelauscht.
Ich war so begeistert, dass ich nun Trommelunterricht nehme. Ist n bisschen weit außerhalb aber bisher die einzige Möglichkeit…
Fr Abend hab ich mich ein wenig in Gefahr gebracht. Ich war mit Salomi (einer  Freiwilligen) und einer anderen Frau noch kurz am Strand und wir haben nicht mitbekommen, dass es dämmerte. Ich habe ja schon Mal erzählt, dass es hier innerhalb von kürzester Zeit sehr dunkel wird… Ein Mann kam an und sagte wir sollten nun langsam mal nach Hause gehen, da es dunkel und somit auch gefährlich würde.
Er hatte Recht und wir machten uns auf den Rückweg. Wir mussten nur eine Straße runter laufen und somit war ich guter Dinge. Zumal ich dort um diese Uhrzeit auch immer lang jogge-allerdings mit nur 5000 TSH in der Tasche falls mich jemand überfällt, dass er auch was bekommt!
Ein anderer Jogger musste sich neulich ausziehen weil er nix dabei hatte und sie ihm nicht geglaubt haben :D
Direkt am Anfang der Straße hielt ein Auto mit einem Indischen Ehepaar welches uns riet nicht mehr diese Straße entlang zu laufen, da es dort für drei weiße Frauen nicht sicher sei…
Naja, wir hatte nun Mal keine andere Möglichkeit da kein Taxi oder Bajaji in Sicht war.
Wir marschierten also schnellen Schrittes die Straße entlang und es wurde von Sekunde zu Sekunde dunkler… Ich habe festgestellt, dass wenn man joggt und keine Angst hat der Weg wirklich um einiges schneller geht :D
Plötzlich tauchte neben uns ein junger Mann mit schwarzen Schlumpfpulli auf, welcher die Kaputze auch noch auf dem Kopf trug- so richtig schon unheimlich! Ich hab ihn dann erstmal direkt auf Suaheli angequatscht um den Touristenstatus zu entkommen… er bettelte natürlich nach Geld. Da hab ich doch schon mein Adrenalin gemerkt und habe mich schon damit abgefunden gleich alles abgeben zu müssen…  Ich entdeckte ein Bajaji und versuchte es heran zu winken. Es wollte umdrehen und weg fahren da bin ich hinter ihm her gerannt und der vermeintlich gefährlich Typ hat uns geholfen nach ihm zu rufen- puuh!! Eingestiegen -Nochmal Glück gehabt :)
Ja, das kommt nicht noch einmal vor!
Man kann sich hier aber irgendwie nie sicher sein…
Gestern wurde ein Typ am helligten Tag mitten in der Stadt vor meine Augen ausgeraubt. Ich war auf dem Weg ins Mocca-City und direkt davor stand ein Taxi mit Fahrer, drei rangelnde Männer und zwei Guards mit Maschinengewehr (die stehen hier an jeder Ecke um Gebäude zu bewachen- aber anscheinend keine Menschen). Es war erst ein stilles Gerangel, dann wurde es immer handgreiflicher. Uns wurde ausdrücklich gesagt, dass man sich hier in solche Angelegenheiten nicht einmischen darf- schon gar nicht als weiße Frau. Ich war völlig verwirrt, denn auch die Guards oder der Taxifahrer machten nix sondern guckten nur… Polizei rufen kann man hier in solchen Fällen ja auch nicht! Ich weiß nicht genau was es war- denn die rangelnden Männer wurden nicht laut oder so- ein leises gerangel mit ein paar Griffen von den zwei jüngeren Männern und der Versuch des anderen Mannes sein Portemonnaie oder Handy  wieder zu bekommen. Ich fühlte mich danach total schäbig weil ich nicht helfen konnte…
Am Samstag war ich auf der Abschiedsfeier von zwei Volunteers, die hier 14 Monate gearbeitet haben. Ein anderer Gast der Party (auch deutscher) erzählte, dass ihm schon 4 Handys geklaut wurden. Beim letzten Überfall hatten die Diebe dann beim Durchsuchen noch ein bisschen Gras in seiner Hosentasche gefunden- da hat er ihnen kackendreist vorgeschlagen jetzt wo sie ja schon alles von ihm hätten wäre es ja ganz nett wenn sie wenigstens das Gras noch teilen könnten. Hahaha- dann haben die zusammen einen Joint geraucht und sind danach getrennte Wege gegangen :D :D
Abgefahren, oder??
Also ich werde einfach alles rausrücken wenn ich mal in diese Situation komme und hoffe, dass sie dann zufrieden sind.
So, das war‘s erst mal zu der Gefahr hier in meinem Hood :D
Macht euch aber jetzt bitte keine unnötigen Sorgen!!
Mama und Papa- ich achte nun immer auf die Uhrzeit und wo ich mich befinde :)
Ultraniedlich- die Kinder singen im Gottesdienst

Ich hab am Sonntag übrigens nach 4 Stunden schlaf das erste mal im Chor mitgesungen!! Und- nein, auf diesem Foto müsst ihr mich gar nicht erst suchen :D
Hat echt Spaß gemacht obwohl ich nur im Refrain richtig Textsicher war- hihi :)
Endlich mal vernünftiger Regen...
Gestern hat es hier richtig geregnet von morgens bis Mittags durch! Das tat den Pflanzen hier mal richtig gut. Leider waren viele Straßen schlammig oder Überschwemmt sodass eine große Schnellstraße in eine Richtung ( und zwar in meine Heimfahrtrichtung) gesperrt wurde. Somit begann eine große Völkerwanderung da es in stehenden Autos oder Daladalas einfach nicht auszuhalten ist vor Hitze.
Noemi und Jasmin mitten drinn- dumm nur, dass ich nach der Arbeit noch Wassermelone, Mangos, Kartoffeln und Gurken gekauft hatte. Nach zwei Stunden Fussweg bis nach Hause war ich schon sehr platt :D
Ich hab übrigens die Zusage von meinem neuen Zimmer bekommen :)
Völkerwanderung auf der Schnellstraße wegen Stau.
Und ich hab Südafrika gebucht!!!
Am 25.12. fliege ich für n Appel und n Ei nach Johannesburg und fahre von dort aus mit dem Zug oder Bus quer durchs Land um an Silvester in Kapstadt zu sein- Juhuuuu!!
Usiko mwema!!